Frauen*­politischer Advents­kalender

Unser jährlicher Frauen*politischer Adventskalender macht aufmerksam – und ist meistens schnell vergriffen! Sie möchten im nächsten Advent ein Postkartenset bekommen? Dann schreiben Sie uns an info@fib.at.

Adventskalender 2025

Weil ihr nicht die Worte fehlen. 

Im Laufe ihres Lebens hört eine Frau* unzählige Meinungen darüber, was sie kann, soll oder darf.
Der frauen*politische Adventskalender 2025 räumt mit 24 hartnäckigen Klischees und Vorurteilen über Frauen* auf.
Wir liefern Fakten, Argumente und Antworten: Damit euch nicht die Worte fehlen.

Geht doch in die IT-Branche
Die hat den Job nur wegen ihres Aussehens
Wir brauchen Kompetenz, keine Quoten
Die hat sich aber gehen lassen!
Hätte sie halt mehr gearbeitet!
Männer verhandeln einfach besser
Ich bin eh für Gleichstellung, ABER....
Frauenberatung? Die reden eh nur!
Gender Gap? Kann ich nicht. mehr hören!
Sie macht das doch gerne
Gendern bringt doch nix
Tagesmutter? Das ist doch keine Arbeit!
Hättest ja was sagen können
Du wolltest Kinder! Jammer nicht!
Frauen können das viel besser
Früher hat sich auch keiner beschwert!
Ich kümmere mich eh ums Auto und den Garten
War doch nur nett gemeint! (Darf man jetzt keine Komplimente mehr nachen?)
Sie stellt sich immer SO an
Na, mit DEM Ausschnitt...
Die hat wohl ihre Tage
Also meine Kinder hätte ich nicht so früh abgegeben
Veränderung braucht Zeit - und 24 gute Argumente

Weil ihr nicht die worte fehlen.

1. „Es reicht doch jetzt auch mal mit dem Feminismus.
Männer* und Frauen* sind ja längst gleichgestellt.“

Richtig ist:
Gleichberechtigung steht im Gesetz. Doch in der Realität sind Frauen* häufiger von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen, verdienen im Schnitt 18,3 % weniger und begegnen hartnäckigen Vorurteilen. 11,5 % der Bürgermeister:innen in Österreich (Tirol: 7,6 %) und 13,8 % der Geschäftsführungen der Top 200 Unternehmen sind weiblich. Das ist nicht selbst verursacht, sondern Folge von Glaubenssätzen, Rollenbildern, Erwartungen und strukturellen Rahmenbedingungen. Richtig ist auch: Wenn Diskriminierungen – etwa durch Rassismus oder aufgrund von Armut, Behinderung, Alter oder Queerfeindlichkeit – zusammenwirken, verstärken sie geschlechterbezogene Ungleichheit zusätzlich.

Quellen und weiterführende Links:

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2. „Ihr wollt mehr verdienen?
Dann geht doch in die IT-Branche!“

So einfach ist das nicht.
Frauen* wird oft vorgeworfen, die „falschen“ Berufe zu wählen und deshalb weniger zu verdienen. Der Frauen*anteil in der IT Branche in Österreich etwa beträgt nur rund 21%. Der Grund? Traditionelle Geschlechterrollen, fehlende Vorbilder, Diskriminierungen am Arbeitsplatz, mangelnde Vereinbarkeit. Schon im Kindesalter lernen viele Mädchen*, dass Technik „nichts für sie“ sei und laut Studien hält ein Drittel der Schüler:innen technische Berufe für „unweiblich“. Gleichzeitig sind Branchen mit einem hohen Frauen*anteil strukturell und finanziell abgewertet. Gleichstellung
braucht faire Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Akzeptanz, nicht nur Appelle zur Berufswahl.

Quellen und weiterführende Links:

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3. „Die hat den Job doch nur wegen ihres Aussehens bekommen.“

Diese Aussage ist sexistisch.
Sie offenbart ein Frauen*bild, das ihre Leistung und Kompetenz abwertet. Frauen* werden häufiger nach Aussehen beurteilt als Männer*. Und sie stecken in der sogenannten „Sympathiefalle“: Männer* werden für Erfolg häufig gemocht und bewundert, erfolgreiche Frauen* gelten hingegen als „herrisch“. Unbewusste Vorurteile führen zudem dazu, dass Frauen* bei Einstellungen und Beförderungen oft benachteiligt werden.
Durch die Kombination aus Rassismus und Sexismus sind z.B. Schwarze Frauen* und Frauen* mit Migrationsgeschichte davon
doppelt betroffen. Kurz: Erfolgreiche Frauen* sind dies nicht wegen ihres Aussehens, sondern trotz eines Systems, das sie danach bewertet.

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4. „Wir brauchen Kompetenz, keine Quoten.
Die führen nur dazu, dass jetzt Männer* benachteiligt werden.“

Falsch.
Wir brauchen Quoten, damit Kompetenz eine Chance hat – unabhängig vom Geschlecht. In Österreichs Aufsichtsräten sitzen in quotenpflichtigen Unternehmen 38 % Frauen*, ohne Quotenpflicht 21,3 %. Unternehmen mit hoher Geschlechterdiversität im Management erzielen laut McKinsey eine um 25 % höhere Gewinnwahrscheinlichkeit. Das sollte mit dem Vorurteil aufräumen, dass Quoten mehr inkompetente Frauen* in Führungspositionen bringen. Etwas pointiert könnte man es aber auch mit der französischen Politikerin und Journalistin Françoise Giroud formulieren: „Die Frau wird erst an dem Tag mit dem Mann wirklich gleichberechtigt sein, wenn man auf einen bedeutenden Posten eine inkompetente Frau beruft.“

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5. „Die hat sich aber gehen lassen. Kinder sind keine Ausrede!“

Solche Aussagen sind gefährlich. Sie üben Druck aus und können Schaden anrichten. Studien zeigen: Etwa 10 % der Frauen* sind 3 bis 6 Monate nach der Geburt mit ihrem Körper unzufrieden – ein Risikomarker für postnatale Belastung. Häufige negative Kommentare können zu niedrigem Selbstwertgefühl, Depressionen und Störungen im Essverhalten führen. Social Media verstärkt den Druck zusätzlich: Ein Großteil der österreichischen Jugendlichen gibt im Rahmen einer Studie an, Beleidigungen aufgrund von Aussehen im Netz (mit)erlebt zu haben.
Körper verändern sich, durch Schwangerschaft, Alter, das Leben. Frauen* verdienen Respekt statt Bodyshaming.

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6. „Frauen* sind selber schuld, wenn sie finanziell abhängig sind. Hätten sie halt mehr gearbeitet.“

Es ist genau umgekehrt: Frauen* arbeiten nicht weniger, sondern im Schnitt mehr, allerdings ist ein Teil davon unbezahlt. In Österreich
leisten sie täglich 4 Stunden unbezahlte Care-Arbeit, Männer* nur 2,5 Stunden. Der häufigste Grund für Teilzeit bei Frauen* ist die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. Dazu kommt: Frauen*dominierte Berufe werden strukturell schlechter bezahlt. Das Resultat ist systematische Benachteiligung, nicht „selber schuld“.

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7. „Männer* verhandeln einfach besser.
Wenn Frauen* mehr verdienen wollen, sollen sie für sich einstehen.“

Das ist stark vereinfacht. Frauen* verhandeln nicht schlechter, wohl aber seltener als Männer*. Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf verzichten sie eher auf einen Gehaltssprung. Gesellschaftliche Rollenbilder setzen zudem Grenzen, was Frauen* glauben, verlangen zu dürfen. Studien zeigen: Verhandelnde Männer* gelten als zielstrebig, Frauen* als egoistisch und unsympathisch, verstärkt gilt das z.B. für Schwarze Frauen* oder Frauen* mit Migrationsgeschichte. Verhandeln Frauen* aber für andere, ist das sozial akzeptiert.

Selbst KI-basierte Gehaltsberatung empfiehlt Frauen* oft niedrigere Gehaltsforderungen als Männern* – ein Hinweis auf tief verankerte Vorurteile.

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8. „Ich bin eh für Gleichstellung, aber manche übertreiben echt.“

Fakt ist:
Solange Gleichstellung nur auf dem Papier erreicht ist, braucht es Feminismus. Und zwar nicht als Kampf gegen Männer*, sondern als Bekenntnis zu Fairness. Ohne die Errungenschaften der Frauen*bewegung hätten Frauen* in Österreich heute weder Wahlrecht
(erst seit November 1918) noch uneingeschränkten Zugang zu Bildung (erst ab 1919). Sie dürften auch nicht ohne Einverständnis ihres Ehemannes arbeiten (seit 1975). Von Gleichstellung profitieren letztlich alle: Sie steigert nachweislich das Lebensglück aller und könnte laut einem McKinsey Report das globale BIP um bis zu 28 Billionen USD erhöhen.

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